Teamentwicklung – keine Eintagsfliege

In beinahe jeder Stellenausschreibung wird es gefordert. Man wünscht sich einen Bewerber, der teamfähig ist. Und sicherlich wird jeder Bewerber dies auch in jedem Interview erst einmal bestätigen. Somit ist die Basis eines Teams bereits im ersten Kennenlernen gelegt. So zumindest die Theorie.

Die Praxis sieht jedoch ganz anders aus. Was versteht denn nun derjenige, der einen neuen Mitarbeiter einstellt, unter „teamfähig“? Ist das die gleiche Definition, die auch der Bewerber für sich verwendet? Wahrscheinlich eher nicht, oder? Doch oft geht man davon aus, dass man über das Gleiche spricht, als bereits hier schon zu hinterfragen.

Ein Team zu bilden, es zu entwickeln und es zu einer hohen Leistungsstufe zu bringen ist ein kontinuierlicher Prozess. Und der beginnt tatsächlich schon beim Einstellungsgespräch. Passt der Bewerber denn überhaupt ins Team und passt das Team zum Bewerber? Wie oft haben Sie schon mal das bestehende Team und den Bewerber bereits in der Sondierungsphase zusammengebracht? Wahrscheinlich entscheiden häufiger Personalabteilung und Führungskräfte, ob der Bewerber geeignet ist.

In den meisten Fällen ist in einem Team ständig Bewegung. Ein Teammitglied kommt neu dazu, ein anderes wechselt in eine andere Abteilung. Die Führungskraft wird ausgetauscht. Neue Räumlichkeiten werden bezogen oder ein neues IT-System wird eingespielt. Veränderungen, die auf den ersten Blick vielleicht nichts mit der Leistung des Teams zu tun haben. Doch hier sind wir bereits mitten im Prozess der Teamentwicklung. Denn jede noch so kleine Veränderung – egal ob Personalwechsel oder andere Gegebenheiten – beeinflussen die Leistungsfähigkeit Ihrer Mitarbeiter. Jeder Ihrer Mitarbeiter wird Veränderungen anders wahrnehmen und damit anders umgehen. Und hier kommt bereits die große Aufgabe auf denjenigen zu, der das Team führt.

Ob es pauschale Erfolgsregeln für ein Team gibt, ist fraglich. Individuell muss jedes Team prüfen, was zur Unternehmenskultur, der Branche, den Aufgaben und den Menschen passt. Ein paar wesentliche Merkmale gibt es dennoch, damit aus einem Team ein erfolgreiches Team wird:

Visionen und transparente Kommunikation

Sind die Mitarbeiter in die gemeinsame Vision eingebunden und rechtzeitig über anstehende Veränderungen informiert, stehen sie diesen auch offener gegenüber. Sie kennen die Strukturen, die Ziele, Perspektiven und Strategien. Jeder weiß, wo es hingeht, und er geht mit, da er an Entscheidungen beteiligt ist. Da heißt es als Führungskraft, regelmäßig über den Status quo der Entwicklungen offen und transparent zu informieren. Auch wenn Dinge einmal nicht so laufen, wie sie geplant sind. Sie verschaffen sich somit ein größeres Vertrauen und besseres Miteinander, als wenn Sie Dinge unter den Tisch kehren.

Kennen sich die Mitarbeiter untereinander?

Nun werden Sie sagen, dass sich die Mitarbeiter durch langes Zusammenarbeiten bestimmt gut kennen. Wir sind immer wieder erstaunt, wenn wir mit Methoden der Persönlichkeitsentwicklung arbeiten, dass man meist nur die Oberfläche des anderen kennt. Was sind seine Werte? Aus welcher Generation stammt er oder sie? Was hat ihn geprägt? Was ist ihm wichtig? Welche Kommunikationsform wählt er? Was schreckt ihn ab? Was fördert ihn? Was sind seine Motivatoren? Wenn das von allen verstanden wird, dann werden Sie sehen, wie sich das Miteinander verändert. Probleme und Konflikte werden offener und systematischer angegangen. Die Stärken der Teammitglieder werden gesehen und geschätzt. Schwächen des anderen begegnet man mit tolerantem Verständnis. Mehr Offenheit, Respekt, Kreativität, Spaß und bessere Ergebnisse sind die Folge.

Mitbeeinflussung und Mitgestaltung

Der Wunsch nach Einflussnahme, Mitwirkung und Mitgestaltung ist ein menschliches Grundbedürfnis. Heute wünscht sich das die junge Generation (vor allem die Generation Y) nicht mehr nur, sondern sie fordert es auch ein. So suchen sich die Führungskräfte von morgen bereits heute einen Betrieb, in dem sie mitgestalten können. Die Lebenszyklen von Produkten sind kürzer geworden, Innovationen kommen schneller auf den Markt. Hier heißt es, schneller zu reagieren als bisher. Und das geht am besten mit mehr Köpfen und Ideen. Immer wichtiger ist hier auch die Nähe und die Zusammenarbeit mit dem Kunden. So sind Kunden heute schon in vielen Unternehmen in verschiedenen Phasen Teil des Teams.

Workshops, Seminare und Events

Ein leistungsfähiges Team wird demnach nicht von heute auf morgen entstehen. Auch der Aufbau von Vertrauen und die gegenseitige Unterstützung benötigt eine gewisse Aufbauarbeit und gegenseitiges Verständnis. Hier unterstützen Workshops – die zum Beispiel mit kreativen Techniken helfen, Projekte und Prozesse zu entwickeln. Das Miteinander wird gefördert. Seminare, die auf der Persönlichkeitsebene jeden Einzelnen in seinem Wachstum fordern und auch helfen, die Komfortzone zu verlassen. Und zum guten Schluss sind auch Events – egal ob Jahresfeier, Sommerfest oder einmal das gemeinsame Abendessen zum Feiern von Erfolgen und zur Förderung der Kommunikation – ein wichtiges Element. Verbinden Sie diese drei Elemente in Ihrer Personalentwicklung. Denn jedes einzeln betrachtet wird eher verpuffen und zur Eintagsfliege.

von Andrea Mettenberger und
Bernd Kollmann

trainerkonzepte.de

Artikel erschien in Ausgabe 10

Fotocredits:

Foto 1 und Beitragsbild: ©alphaspirit – stock.adobe.com

Foto 2: ©alphaspirit – stock.adobe.com

Foto 3: ©alphaspirit – stock.adobe.com

Foto 4: ©alphaspirit – stock.adobe.com