Zeichen setzen und authentisch sein

Oder: Warum Unternehmen mehr ihre andere Seite betonen könnten

Wie schade. Viele verstehen unter Employer Branding die Gestaltung schöner Anzeigen mit bunten Bildern und der Aufzählung, wer die besten Arbeitgeberleistungen bietet. Und dabei wirken die sogenannten Arbeitgeberversprechen auffällig austauschbar. Vieles wirkt wie aus einem Baukasten lieblos zusammengestellt: Willkommen im Schnellkochkurs: „Wir mixen uns eine Stellenanzeige!“

Sind Sie bereit für die typischen Zutaten und die bittere Erkenntnis, wie es um allzu viele Arbeitgeberversprechen täglich so steht? Hier sind sie:

Das Stellenanzeigen-Bingo:

„Wir bieten…“

... attraktives Arbeitsumfeld

... abwechslungsreiche Tätigkeit

... vielfältige Entwicklungs- möglichkeiten

... Familienfreundlichkeit

... spannende Aufgaben

... leistungsorientierte Vergütung

... flache Hierarchien und kurze Informationswege

... Work-Life-Balance

... gutes Betriebsklima

Kommt Ihnen das bekannt vor? Austauschbar und ohne eigenes Profil. Dazu ein Impulsbild: Zwei bis drei nette Kollegen sitzen um einen Laptop und lächeln. Kommt Ihnen auch das bekannt vor?

Willkommen in der Welt der Stellenanzeigen.
Willkommen im Club der Gleichen.

Wo sind die echten Typen mit ihren Ecken und Kanten, an denen man sich orientieren kann? Lust bekommt man so nicht. Und Leidenschaft sieht auch ganz anders aus. Finden es die allermeisten nicht bereits entmutigend, wie lieb- und kraftlos um sie geworben wird?

Seltsam nur, dass es andersherum ja so ist:

  • Die Unternehmen erwarten vom Bewerber eine Bewerbung mit seinen tatsächlichen Stärken.
  • Die Unternehmen erwarten vom Bewerber eine Begründung, weshalb man sich für ihn entscheiden soll.
  • Die Unternehmen erwarten vom Bewerber eine authentische Bewerbung.

Ja, was ist das denn nun mit dem „Authentisch“?

Und warum sollte der Bewerber nicht auch eine authentische Stellenanzeige erwarten? Jedenfalls lassen sich die Bewerber unserer Zeit kaum mit leeren Worthülsen locken. Und selbst wenn der Bewerber an Bord ist – wie lange wird er denn bleiben, wenn er feststellt, dass die Versprechungen, die er erhalten hat, nicht mit der Realität übereinstimmen?

Betrachten wir es doch einmal so:

  • Welche Typen und Persönlichkeiten möchten Sie als Unternehmer gewinnen?
  • Und wen wollen Sie mit Ihrer Anzeige NICHT ansprechen?
  • Warum nicht?
  • Welche Eigenschaften wünschen Sie sich stattdessen „von Herzen“?
  • Woran erkennen Sie den Bewerber mit Herzblut?

Es ist ausgesprochen wichtig, die bisherigen Werte eines Unternehmens zu identifizieren und wertzuschätzen:

  • Was macht unser Unternehmen aus?
  • Was ist das Besondere an unserem Unternehmen?
  • Wie sehen wir uns selbst?
  • In welchen Bereichen sind wir stark?
  • Wie sieht unsere Unternehmenskultur aus?
  • Wofür schätzen uns unsere Mitarbeiter?
  • Worin sind wir einzig – nicht artig?

Antworten darauf führen auf dem schnellsten Wege zur attraktiven und glaubwürdigen Arbeitgebermarke. Die Positionierung muss lebendig sein. Und sie muss erlebbar gemacht werden.

Der beste Tipp dazu:

Erzählen Sie Geschichten. Menschen lieben Geschichten.

Menschliche Erfahrungen zu teilen liegt in der Natur des Menschen. Schon in der Steinzeit saßen wir Menschen am Lagerfeuer und erfreuten uns an Erzählungen. Am meisten über solche, die uns tief berühren, die uns zum Staunen bringen. Das Herz schneller schlagen lassen. Die uns als Menschen spiegeln und spüren lassen, dass wir nicht alleine sind. Es sind die Geschichten, die ein Unternehmen interessant macht und in den Köpfen der Menschen Spuren hinterlassen.
Erzählen Sie Geschichten vom Unternehmen. Von den Gründungsvätern bis heute. Und lassen Sie die Mitarbeiter Geschichten erzählen. Lassen Sie authentische
Geschichten erzählen.

  • Seien Sie fühlbar.
  • Seien Sie spürbar.
  • Seien Sie nicht austauschbar.
  • Seien Sie einzigartig.
  • Und … seien Sie mutig.

Wie Ernest Shackleton.

Wann hatten Sie zum letzten Mal einen MUT-Anfall?

Wenn man sich die Biografien erfolgreicher Menschen ansieht, stellt man eine Gemeinsamkeit fest: Erfolgreich sind nicht die, die mit dem Strom schwimmen. Es sind nicht die Ja-Sager. Und es sind nicht die, die brav ihren Job machen. Nein, erfolgreich sind die, die anders sind. Erfolgreich sind die, die ver-Rückt sind. Erfolgreich sind die, die aus dem System ausbrechen. Der Sinn einer Marke besteht ja darin, sich von anderen abzuheben. Alle rufen nach einem coolen Employer
Branding. Aber keiner traut sich, sich wirklich von Mitbewerbern abzugrenzen. Im Monty-Python-Film „Das Leben des Brian“ gibt es eine Szene, die es auf den Punkt gebracht hat: Der Protagonist steht vor einer riesigen Menschenmenge und spricht:

Brian: Ihr seid alle Individuen!
Volk: Ja, wir sind alle Individuen!
Brian: Und ihr seid alle völlig verschieden!
Volk: Ja, wir sind alle völlig verschieden!
Einer: Ich nicht!

von Bodo Mohr und Thorsten Ströher

Auf der Basis langjähriger Berufserfahrung im Personalmanagement und einer systemischen Ausbildung unterstützt Bodo Mohr seit 2012 KMU bei der Umsetzung von diversen HR-Themen wie Mitarbeiterbindung oder Personalentwicklung.

Bodo Mohr

Tel.: +49 7121 470909
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Thorsten Ströher textet und macht Marketing.

Seine Lust an Text und Rhetorik zählt zum Kern seiner Marke.

Thorsten Ströher, MBA

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